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Süchtig nach Erlösungs-Geschichten
Heute geht es um Erlösungs-Geschichten. Wir Menschen lieben sogenannte „Erlösungs-Geschichten“, wir erzählen sie ständig und hören sie auch dauernd von unseren Mitmenschen. Erlösungs-Geschichten nicht im religiösen, sondern im psychologischen Sinn. Die Welt ist voll von Erlösungs-Geschichten, wie wir gleich sehen werden.
Und es geht auch um unseren letzten Lebens-Abschnitt, um Sterben, Tod & Beerdigungen …
Und natürlich möchte ich auch auf mein Sommer-TV-Programm auf Schweiz 5 hinweisen, das nächsten Mittwoch Abend startet – schauen Sie rein und lassen Sie sich inspirieren! Herzlich willkommen auf dem Sonnendeck! Aber davon mehr am Ende dieses Artikels.
Wenn wir von unserem Leben sprechen, erzählen wir grundsätzlich Geschichten. Das ist uns meistens gar nicht so bewusst – aber wir betrachten unser Leben als eine Reihe von Geschichten und uns selber als die Haupt-Figur. Damit geben wir unserem Leben eine Form, eine Bedeutung, einen Sinn. Das hat sehr viel mit Identität zu tun. Wie sind gewissermassen, was wir über uns erzählen. Wir fassen in Geschichten, wie wir uns selber sehen bzw. gesehen werden wollen.
Dabei ist natürlich wichtig, wer uns gerade zuhört. Entsprechend fällt die Geschichte eher so oder ein bisschen anders aus. Der Freundin erzählt man eine andere Geschichte als dem Chef, der Nachbarin, dem Hausarzt oder der Grossmutter. Es gibt nicht die einzig wahre Geschichte, sondern verschiedene Interpretationen bzw. Varianten ein und derselben Begebenheit. Die Glaubwürdigkeit unserer Geschichten erhöhen wir am besten damit, indem wir sie uns selber glauben machen. Indem wir möglichst stimmig & überzeugend erzählen und wo nötig kreativ ergänzen, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Wir agieren nicht selten als begabte Werber & Schauspieler im eigenen Leben. Untersuchungen zufolge halten sich die meisten Menschen für überdurchschnittlich klug, attraktiv und „tugendhaft“ – so erkennen wir etwa ein computer-technisch geschöntes Bild von uns selbst schneller als das Original!
Den eingangs erwähnten Erlösungs-Geschichten kommt dabei eine ganz besondere Bedeutung zu: Mit ihnen machen wir unser Leben verständlicher und vor allem erträglicher. Psychologen sprechen vom „Motiv der Erlösung“ bzw. einer Erlösungs-Geschichte, wenn sich etwas ursprünglich Schlechtes, Schlimmes, Schmerzliches rückblickend zum Guten gewandelt hat. Mit Hilfe der Zeit, mit Hilfe neuer Erkenntnisse, mit Hilfe eines persönlichen Lern- & Reife-Prozesses. Wir sind gewissermassen süchtig nach Erlösungs-Geschichten – wir suchen in unserem eigenen Leben danach und wollen immer mehr davon hören & erzählen …
„Turn your wounds into wisdom”, wie ein altes amerikanisches Sprichwort sagt.
Eine typische Erlösungs-Geschichte geht in etwa so: Als ich meinen Job verloren habe, war ich total am Boden zerstört, es hat Wochen gedauert, bis ich mich einigermassen gefangen hatte. Aber allmählich realisierte ich, dass dieser Schritt längst überfällig war und ich bloss nicht aus eigener Kraft etwas zu verändern wagte. Denn ich war schon lange nicht mehr zufrieden mit meiner Arbeit und dem ganzen Umfeld, fühlte mich schlecht & ausgebrannt, war aber unfähig zu gehen. Durch diesen Rausschmiss habe ich – über einige Umwege – zu meiner wahren Berufung gefunden. Rückblickend war es das Beste, was mir passieren konnte – auch wenn ich es nicht gleich realisiert habe. Heute bin ich dankbar für diese Wende in meinem Leben, ich kann endlich Beruf & Berufung miteinander verbinden, meiner wahren Passion nachgehen, und ich fühle mich besser denn je.
Oder so: Als sich mein Partner aus dem Staub machte, wollte ich nicht mehr leben. Ich konnte morgens kaum aufstehen, und nichts machte mir mehr Freude. Bis ich langsam dank guter Freunde und professioneller Hilfe realisieren durfte, dass ich mir seit Jahren etwas vorgemacht hatte. Dass meine Partnerschaft schon lange keine Partnerschaft mehr war, sondern bloss noch eine schmerzhafte Abhängigkeit meinerseits. Ich hatte Angst vor dem Alleinsein, wollte nicht wahrhaben, dass mich mein Partner schamlos belogen & betrogen hatte und sich nicht mal gross Mühe gab, dies zu verbergen. Ich habe ihm ja ohnehin alles verziehen und meine eigenen Wünsche & Bedürfnisse ganz weit hinten angestellt. Nach dem unfreiwilligen Ende meiner Beziehung habe ich langsam wieder gelernt, mich selber zu spüren und meine eigenen Bedürfnisse zu formulieren. Rückblickend betrachtet war es eine wertvolle Erfahrung, die mich persönlich unheimlich weiter brachte. Heute bin ich ein zufriedener, ausgeglichener Mensch – und längst wieder in einer Beziehung. Und dankbar für diese schmerzliche, heilsame Erfahrung.
Gerne spielen Erlösungs-Geschichten auch im gesundheitlichen Umfeld, wo Krankheit rückblickend als Bewusstseins-Erweiterung und Chance zur Veränderung interpretiert wird …
Und und und …
Achten Sie mal darauf: Sie sind überall, die Erlösungs-Geschichten. In unseren Köpfen, in den Erzählungen unserer Mitmenschen, in den Medien, überall … Sie geben unserem Leben Sinn – und vor allem machen sie Schwieriges & Schmerzliches erträglicher. Sie stellen uns sozusagen die psychologischen Ressourcen zur Verfügung, die wir brauchen auf unserem nicht immer einfachen Lebensweg. Und die wir auch brauchen, um positiv auf andere einwirken zu können.
Erlösungs-Geschichten sind Balsam für Seele, Ego & Identität.
Sie machen das Leben begreifbar – für uns und für andere.
Geben das gute Gefühl, dass unser Leben doch irgendwie Sinn macht …
Wir Menschen wollen das Leben als Weg mit Entwicklungs-Möglichkeiten begreifen, wir wollen Lebens-Aufgaben meistern – wir wollen uns vergewissern, dass letztlich nicht alles umsonst gewesen ist. Dass das Schlimme & Schreckliche & Schmerzliche doch irgendwie nötig oder zumindest hilfreich war, um daraus zu lernen, um uns weiterzuentwickeln, um zu wachsen.
Manchmal ist es auch der blosse Wille, dem Schicksal zu trotzen, ihm mit Wut & Verzweiflung eine tiefere Bedeutung abzugewinnen.
Darum sind wir so versessen auf Erlösungs-Geschichten …
Auch die meisten der unzähligen Vorher-Nachher-Geschichten sind letztlich nichts anderes als Erlösungs-Geschichten.
Eine der schönsten Erlösungs-Geschichten ist mir selber passiert – vor fast 20 Jahren als junges Mädel in einer schwierigen Extrem-Situation. Meine Mutter, die zu diesem Zeitpunkt bereits eine lange & schmerzliche Leidens-Geschichte hinter sich hatte, lag im Sterben. Meine Schwester, mein Vater und ich wechselten uns in ihrer letzten Lebens-Woche am Spital-Bett ab, damit sie nicht alleine war. Sie konnte zwar kaum noch sprechen und erkannte uns auch nicht mehr richtig (mich beispielsweise hielt sie für ihre kurz zuvor verstorbene Mutter) – aber unsere Anwesenheit, unsere Geschichten und unsere Liebe waren ihr bestimmt ein bisschen Trost & Hilfe in dieser schweren Zeit.
Kurz vor dem Ende zieht sich das Leben gewissermassen aus den Extremitäten in den Rumpf zurück, bevor es schliesslich ganz erlischt. Mir war klar, dass der Tod meiner Mama unmittelbar bevorstand. Und schwupps ging die Türe des Krankenzimmers auf, und der Chefarzt kam herein, im Schlepptau eine Schar junger Assistenz-Ärztinnen & -Ärzte. Er trat ans Bett, machte ein paar Untersuchungen und sagte dann fröhlich: „Ist Ihnen nicht aufgefallen, dass diese Frau schon vor einer Weile gestorben ist?“ Und dann fing er herzhaft an zu lachen, und der ganze Ärzte-Trupp lachte mit.
Ich lachte nicht. Ich sass wie versteinert dort und musste erst einmal das endgültige Ende verkraften. Auch wenn man den Tod kommen sieht – wenn es soweit ist, ist es gleichwohl ein Schock. Ich fand die Reaktion der Ärzte völlig daneben, respekt- & pietätlos. Ich hätte der lachenden Meute gerne einen kräftigen Fusstritt verpasst. Oder schlimmer …
Es hat eine Weile gedauert, bis sich meine Sichtweise verändert hat. Bis ich realisiert habe, dass das in Wirklichkeit ein wunderbar erlösendes Ende gewesen ist, ein befreiendes Lachen, eine gewisse Leichtigkeit in einem ungemein schweren Moment. Ein kleines bisschen Frieden nach einem langen, schmerzhaften Leidensweg. Eine positive, aufmunternde Erinnerung, die mir den Blick zurück bis heute enorm erleichtert. Und das meine ich ganz aufrichtig und ohne Schön-Reden (ich bin ziemlich allergisch gegen Schön-Labern …). Im Nachhinein habe ich realisiert, wie dankbar ich für diese Erfahrung sein darf, denn von diesem Moment an ist buchstäblich die Schwere aus der ganzen Situation gewichen. Es war nicht plötzlich leicht oder einfach, aber es sind Ruhe & Frieden eingekehrt. Es war eine Art Befreiung vom Schrecken des Todes, und das hilft mir bis heute.
In vielen Kulturen hat der Tod ja grundsätzlich (auch) etwas Leichtes & Beschwingtes. So ist etwa der „Dia de los Muertos“ (Tag der Toten, Allerseelen) in Mexiko kein Tag der Trauer & Besinnung, sondern ein fröhliches Fest, wo Familien am Grab ihrer Verstorbenen ein Picknick veranstalten. Man verspeist u.a. Totenköpfe aus Zuckerguss & Schokolade – und ein Gedeck wird für den Verstorbenen freigehalten. Schliesslich ist er nur hinter dem Horizont verschwunden – und irgendwo anders wieder aufgetaucht …
Überdies gab es auch noch einen kleinen Trost für meine Schwester, die traurig darüber gewesen war, nicht am Bett unserer Mutter gesessen zu haben, als diese verstarb. Der lachende Chefarzt meinte, der Tod sei bereits vor einer guten Stunde eingetreten – und zu diesem Zeitpunkt hatte noch meine Schwester am Krankenbett gesessen. Also auch hier gewissermassen ein friedliches, tröstliches Ende.
„Angst vor dem Tod haben doch nur Menschen, die sich nicht verwirklicht haben in ihrem Leben“, meint der betagte Maler & Grafiker Hans Erni. „Sie nehmen an, dass die Erfüllung in einem jenseitigen Paradies auf sie warte. Schauen Sie aus dem Fenster auf diese Wiese und diesen Wald – die Erfüllung finden Sie doch direkt vor Ihren Augen. Wenn Sie Ihr Leben rechtfertigen können in dem, was Sie gemacht haben, dann müssen Sie sich keine Gedanken über das Danach machen. Entscheidend ist das, was Sie während Ihres Lebens verändert haben. Damit schaffen Sie etwas, das nach Ihrem Tod weiterlebt …“
Nicht allen gelingt das: „Meiner Mutter“, so Schriftsteller Martin Walser, „einer wirklich gläubigen Frau, hat ihr Glaube überhaupt nichts geholfen, beim Sterben war sie nichts als reine Angst. Wenn mir das auch passiert, kann ich nur hoffen, dass möglichst wenige Leute dabei sind …“
Andere sehen das gelassener: „Ich habe keine Angst vor dem Tod. Warum denn? Ich bin so neugierig darauf! Das ist doch wahnsinnig spannend, was uns da erwartet“, so Schauspieler Peer Augustinski. Schriftsteller Norman Mailer schaute gar neuen Abenteuern entgegen: „Warum sollte ich bloss Angst vor dem Tod haben? Ich bin unglaublich neugierig. Der Tod ist Teil eines ungeheuren Prozesses, und ich glaube, er wird spannend, vielleicht voller Abenteuer.“
Am schönsten hat es vielleicht Historiker Golo Mann ausgedrückt: „Wer sich sein Leben lang Mühe gab, wer Freude für sich und andere suchte, wer mit angeborenen Schwächen so weit wie möglich zurechtkam, wer seine Talente nicht brachliegen liess, wer an Treue glaubte und sie übte, wer half, wo er helfen konnte und helfen Sinn machte, wer einmal dies glaubte und einmal das, weil er eben ein Mensch und kein Engel war – was sollte der vom Tode fürchten?“
Später haben wir unsere Mutter dann schön geschminkt & hergerichtet – und auch das hat ungemein zu einem friedlichen, tröstlichen Abschied beigetragen. Ich habe viele Polaroid-Fotos gemacht – damals gab es noch Polaroids! – und die schaue ich heute noch manchmal an. Sie sind mir Erinnerung & Verbundenheit & Trost & manches mehr …
An der Beerdigung sang dann eine klassisch ausgebildete Sängerin die Lieblingslieder meiner Mutter – unter anderem ihr geliebtes „As time goes by“ aus dem Film Casablanca. Und wir wussten: Es wird alles gut. Es ist alles gut. Und der Frieden hat uns seither nie mehr verlassen, seit bald 20 Jahren …
Vielleicht schwebt meine Mutter heute als Engel über uns, vielleicht begleitet sie uns irgendwie, vielleicht beschützt sie uns, ich weiss es nicht. Für mich sah sie schon auf Erden wie ein Engel aus …
Wie heisst es so schön im Film „Ghost – Nachricht von Sam“, wo ein ermordeter Mann im Zwischen-Reich zwischen Leben und Tod versucht, seine Frau zu beschützen: „Es ist wunderbar, Molly. Die Liebe, die wir im Inneren tragen, die nehmen wir mit.“
Das tönt jetzt vielleicht so, als hätten wir zu Lebzeiten meiner Mutter eine einfache, unbeschwerte Beziehung gehabt. Aber das war nicht so. Es war der übliche Kampf zwischen Mutter und Teenager, die üblichen Querelen & Abgrenzungs-Probleme, die ewigen unbegründeten Ängste und der ganz normale Alltags-Wahnsinn. Und die Schwierigkeit, miteinander & nebeneinander zu leben, wenn man so ganz verschieden ist.
Aber das ist alles einem tröstlichen Frieden gewichen. Und zur Liebe, die schon im Leben reichlich da war, sind Verständnis & Vertrauen & Loslassen hinzugekommen …
Seit dieser Zeit setze ich mich ein für liebevoll und gerne auch unkonventionell gestaltete Beerdigungen ohne diese unsäglichen 0-8-15-Abdankungen mit heruntergeleierten Lebensläufen, als wäre man noch immer auf der Schule oder bei einem Vorstellungs-Gespräch. Und für individuell gestaltete Todes-Anzeigen ohne die immer gleichen Standard-Floskeln und dieselben 1‘000-fach herunter-genudelten Zitate & Gedichte. Und ganz generell für einen herzlichen, erinnerungswürdigen Abschied …
Ihre Angehörigen verdienen einen Schluss-Applaus und einen persönlich gestalteten letzten Lebens-Abschnitt.
Einem Freund von mir wurde vor gut zwei Jahren in seinen 40ern die Diagnose Lungen-Krebs gestellt. Und zwar so ziemlich aus heiterem Himmel. Man stelle sich einen muskulösen, fitten, positiven, zufriedenen Menschen mit aktivem Berufs- & Privat-Leben vor. Raucher zwar, aber nach eigenem Bekunden gesund & munter. Plötzlich wurde er heiser & immer heiserer, und nach drei Wochen suchte er einen Arzt auf, da die Heiserkeit einfach nicht wegging. Einige Abklärungen später hiess es: Herr M., Sie haben Lungen-Krebs im End-Stadium, nicht operierbar, wir können Sie zwar behandeln, aber wir können Sie nicht heilen. Wir können jetzt eine Chemo- & Strahlen-Therapie einleiten, Sie können sich für Alternativ-Medizin entscheiden, Sie können beides miteinander kombinieren, Sie können gar nichts machen – es wird alles in etwa aufs Gleiche hinauslaufen. Sie haben noch ein paar wenige Monate zu leben.
Und genau so war es auch. Nach dieser Schock-Diagnose hat Benny M. zuerst einmal eine Reise zu philippinischen Mönchen angetreten, um das Ganze irgendwie sacken zu lassen und in Ruhe über das weitere Vorgehen nachzudenken. Er hat sich dann gegen die Schul-Medizin entschieden – nicht weil er grundsätzlich dagegen war, sondern weil es in seinem Fall einfach zu spät war (obschon er im Vorfeld der Diagnose weder Schmerzen noch sonstige Krankheits-Anzeichen verspürt hatte). Bloss gegen Ende hin, als die Schmerzen unerträglich wurden, hat er sich schmerzstillende Medikamente & Spritzen verabreichen lassen. Und ist dann – nach dreimaliger Reanimation durch seine Frau – zu Hause in ihren Armen gestorben.
Rudern zwei ein Boot,
der eine kundig der Sterne,
der andere kundig der Winde,
führt der eine durch die Nacht,
führt der andere durch die Stürme,
und am Ende, ganz am Ende
wird das Meer
in der Erinnerung
blau sein.
Reiner Kunze
An der Beerdigung im Dezember 2011 war die Kirche voll von Hochzeits-Fotos – grosse & kleine – und wenn man (wie ich) damals an der Hochzeit mit dabei gewesen ist, dann kamen einem all die schönen Erinnerungen wieder hoch, die Erinnerungen an unbeschwerte Zeiten, als man gemeinsam in der Waldhütte sass und die Zukunft noch vor sich hatte. Und es war – trotz aller Traurigkeit & Verzweiflung – eine schöne Beerdigung, wo Freunde & Angehörige vortraten und kurz erzählten, was ihnen der Verstorbene bedeutet hat. Oder eine persönliche Anekdote zum Besten gaben. Und trotz vieler Tränen war es ein tröstlicher & stimmiger Abschluss eines viel zu kurzen Lebens, das viele Spuren & Erinnerungen hinterlassen hat in den Köpfen der Mitmenschen. Wie heisst es so schön: Für die, die ihn nicht kannten, reichen keine Worte – und für die, die ihn kannten, braucht es keine Worte. Er hatte gewiss auch seine Probleme & Abgründe (wie wir alle) – aber unter dem Strich war er eine der ganz wenigen Persönlichkeiten, bei denen man das Gefühl hat, es wird ein bisschen heller, wenn sie den Raum betreten. Und auch heute noch habe ich oft das Gefühl, Benny kommt gleich zur Türe herein wie das blühende Leben …
Trauen Sie sich, den letzten Schritt im Leben Ihrer Lieben möglichst individuell zu gestalten. Die Welt ist voll von 0-8-15-Begräbnissen, 0-8-15-Dienstleistungen, 0-8-15-Sprüchen. Sie braucht nicht noch mehr davon. Der Verstorbene war etwas ganz Besonderes in Ihrem Leben, zeigen Sie das, lassen Sie die anderen wissen, was diese Person ausgemacht hat, was ihr wichtig war, im Leben und darüber hinaus. Vergessen Sie diese unsäglichen langen & langweiligen Lebensläufe, vergessen Sie die öden & trostlosen letzten Gänge, mit denen sich niemand identifizieren kann – kreieren Sie einen speziellen, passenden Abgang und ihre eigenen, ganz persönlichen Rituale. Denn in schwierigen Zeiten klammern wir uns an Rituale, sie geben uns Halt & Trost.
Lassen Sie sich dabei von folgenden Fragen leiten: Was hat den Verstorbenen ausgemacht, worin lag seine Besonderheit? Wofür hat er gelebt? Warum war er so wichtig für Sie? Was ist ihm besonders am Herzen gelegen – zu Lebzeiten und darüber hinaus?
Ob er zwei Jahre mehr oder weniger zur Schule gegangen ist oder vor 40 Jahren von Hinterfultigen nach Hinterkaffingen gezogen ist, interessiert & bewegt niemanden …
Das ist ein Aufwand, der sich noch Jahre später auszahlt. Der sich ein Leben lang auszahlt …
Im berühmten Fragebogen von Max Frisch lautet eine Frage: „Wenn Sie an Verstorbene denken, wünschten Sie, dass der Verstorbene zu Ihnen spricht, oder möchten Sie lieber dem Verstorbenen noch etwas sagen?“
Eine weise Frage … Und eine wunderbare Anregung, Wichtiges vielleicht bereits zu Lebzeiten auszusprechen und nicht zu warten, bis es zu spät ist. Und dann wie ein aufgeschrecktes Huhn von einem Medium & spirituellen Berater zum nächsten zu rennen, auf der Suche nach Antworten und ein bisschen Seelen-Frieden. Sprechen Sie aus, was Ihnen wichtig ist! Lassen Sie andere wissen, was Sie quält & bedrückt. Und sagen Sie vor allem den Menschen, die Ihnen wichtig sind, wie viel sie Ihnen bedeuten. Sprechen Sie die Liebe aus, die Sie in sich tragen.
In „Sonnendeck TV – Inspiration fürs Leben“, meinem neuen Sommer-TV-Programm auf dem Schweizer Privat-Sender Schweiz 5, wird sich eine der Sendungen ums Thema Sterben, Tod & Begräbnis drehen. In „Bitte einen Schluss-Applaus!“ möchte ich Anregungen & neue Wege rund um den letzten Lebens-Abschnitt aufzeigen und zu einem unverkrampfteren Umgang mit dem Lebens-Ende anregen. Dem Lebens-Ende in der „GmbA“, unserer Gesellschaft mit betreutem Ableben, wo möglichst alles aus dem Blickfeld gerückt wird, was nicht jung & leistungsfähig oder zumindest gesund & munter ist.
Natürlich widmet sich mein Sommer-TV-Programm auch ganz anderen Themen …
Grundsätzlich geht es bei „Sonnendeck TV“ um engagiertes Fernsehen für einen besseren Alltag und eine lebenswertere Gesellschaft – interessante & inspirierende Themen aus verschiedenen Lebens-Bereichen, die der zunehmend oberflächlichen TV-Unterhaltung etwas entgegensetzen sollen:
http://www.besser-fernsehen.ch/
http://www.besser-fernsehen.ch/sonnendeck-tv.html
„Sonnendeck TV“ ergänzt meinen „BesserFernsehen-Blog“ – und umgekehrt.
Am Mittwoch, 19. Juni um 22.00 Uhr starte ich mit folgendem Thema:
60'000 Gedanken & Gegenstände
http://www.besser-fernsehen.ch/blog/entry/60-000-gedanken-gegenstaende.html
Später abrufbar auf dem YouTube-Kanal SonnendeckTV:
http://www.youtube.com/user/SonnendeckTV?feature=guide
Und ja, auch das ist letztlich eine Erlösungs-Geschichte! Die ersten Gedanken dazu sind mir schwitzend unter einem Plastik-Schutzanzug gekommen, während einer schwierigen & schmerzlichen Räumung eines Messie-Haushalts im privaten Umfeld. Aber vielleicht brauchte es gerade dieses unsägliche Umfeld, um diese schöne & inspirierende Geschichte hervorzubringen. Die mir mehr als jede andere das Gefühl gegeben hat, vielleicht etwas Interessantes herausgefunden bzw. in Zusammenhang gebracht zu haben.
Es sind Geschichten wie diese, die uns überleben lassen, wenn etwa unsere Angehörigen in Welten abdriften, in denen wir sie nicht mehr wirklich erreichen können …
Schauen Sie rein, lassen Sie sich inspirieren!
Herzlich willkommen auf dem Sonnendeck!