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Management by Kaiserschmarrn

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Management Styles gibt es jede Menge: «Management by Motivation», «Management by Results», «Management by Delegation» und viele andere mehr. Heute lernen wir einen weiteren kennen: Management by Kaiserschmarrn bzw. Management by Kaiserschmarrn & Hidden Agenda. Es handelt sich im vorliegenden Fall um eine wahre Geschichte. Sie hat sich zwischen Sommer 2016 und Sommer 2019 wie folgt zugetragen. Alle Namen wurden geändert – aber die Misere ist leider echt. Natürlich könnte sich die Story in ähnlicher Form auch in anderen Firmen zugetragen haben. Kaiserschmarrn wird vielerorts geköchelt …

Führung heisst nicht zuletzt, Menschen so zu behandeln, wie man selbst gerne behandelt werden möchte. In Wirklichkeit ist aber oft ein Teil des Lohnes Schmerzensgeld bzw. Schmutz-Zulage. Manch einer vermutet den Nabel der Welt auf dem eigenen Bauch. Kann mir mal bitte jemand das Wasser reichen?

Es sollte sich eigentlich herumgesprochen haben, dass Human-Kapital eine wertvolle Ressource ist, die man nicht mit Füssen tritt. Aber es gibt immer noch Führungskräfte, die stecken einem von hinten lächelnd das Messer zwischen die Rippen und legen mit einem kräftigen Tritt in den Hintern nach. Dass sie sich dabei gelegentlich die eigenen Haxen verrenken, fällt nicht weiter auf. Denn viele in moderner Management-Esoterik gebadete Schaumschläger sind immer von irgendetwas total begeistert. Am allermeisten von sich selbst. Selbst-Optimierung und Lifestyle-Spiritualität findet man mittlerweile überall – selbst die Bücher von Donald Trump sind voll davon: «When you decide to be something, you can be it.» Die alte esoterische Obsession, dass jeder im Leben alles erreichen kann, was er will. Eignung? Zweitrangig. Mit der richtigen Gedanken- & Gefühls-Power steht einem schliesslich die ganze Welt offen – ach was, das ganze Universum!

Herbert von Karajan stieg einmal vor Jahrzehnten in Berlin in ein Taxi. Als der Fahrer seinen Gast nach dem Zielort fragte, meinte der Maestro nur: «Ganz egal, ich werde überall gebraucht.»

Heute will man mit Gedanken-Akrobatik, Affirmationen & Visualisierungen, Meditation & Mindfulness, Yoga und Ähnlichem die Grundlage schaffen, um möglichst grosse Markt- und Kunden-Segmente zu beglücken. Wäre ja soweit in Ordnung. Nur leider fehlt es vielerorts an ganz elementarer Sozial-Kompetenz. Viele sogenannte Führungskräfte sehen sich heute als Lichtgestalt, aber wir wissen mittlerweile, wie das mit Lichtgestalten so ist, nicht nur mit bayerischen, die einst einem runden Leder hinterher rannten. Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten – das kann man an jedem sonnigen Tag selber beobachten.

Manche kennen vielleicht noch das «Spaghetti-Prinzip»: Man schmeisst einen Teller schwungvoll an die Wand, schaut, was kleben bleibt – und was runterfällt & runtertropft, sollen dann bitteschön andere aufwischen …

Es gibt viele Kämpfe, die im Verborgenen ausgetragen werden, und viele Schlachtfelder, auf die nie ein Scheinwerfer fällt. Die im Dunkeln sieht man nun mal nicht. Aber manchmal nimmt jemand eine Lampe in die Hand und zündet direkt auf die verbrannte Erde.

Alles begann im 2. Halbjahr 2016, als der Geschäftsführer Schweiz eines international tätigen deutschen Automations-Konzerns Verstärkung im Verkaufsbereich suchte. Er wandte sich an einen Automations-Fachmann, den er bereits oberflächlich aus der Branche kannte – nennen wir ihn hier einmal «Herr Lehmann». Lehmann, Mittvierziger, war zu diesem Zeitpunkt bereits rund 20 Jahre in der Automations-Branche und im Anlagen-Bau tätig, man darf sagen kompetent & erfahren. Und er schien auch menschlich eine passende Ergänzung für die Schweizer Niederlassung «Cervelat», wie wir sie hier einmal bezeichnen wollen. Das Vorstellungs-Gespräch, das auf den späteren Nachmittag angesetzt war, dauerte bis Mitternacht. Aber so angenehm & konstruktiv sollte es leider nicht weitergehen – im Gegenteil.

Herr Lehmann trat also im 4. Quartal 2016 seinen neuen Job als Verkaufs-Ingenieur (neu-deutsch Sales Engineer) bei der «Cervelat» an. Im Vorfeld liefen bereits Übernahme-Verhandlungen um den deutschen Mutter-Konzern «Weisswurst», wie wir ihn hier einmal nennen wollen. Das bayerische Traditions-Unternehmen war lange in vielerlei Hinsicht Platzhirsch auf seinem Gebiet – aber die internationale Konkurrenz holte auf und zog in gewissen Bereichen ein bisschen vorbei. In der Branche weht mittlerweile ein schärferer Wind mit verstärktem Preisdruck. Vor diesem Hintergrund wagte der chinesische Misch-Konzern «Frühlingsrolle», wie wir ihn hier einmal bezeichnen wollen, einen Übernahme-Versuch. Mit Erfolg. Wenn man mit genug Geldscheinen unter der Nase wedelt, sind so manche Manager & Lichtgestalten zu allen möglichen Verrenkungen bereit. Ende Dezember 2016 stimmten die internationalen Behörden dem Deal zu.

Seither blieb bei der Schweizer «Cervelat» kein Stein auf dem anderen. Als erstes hob man 2017 ihren Status als eigenständige Länder-Gesellschaft auf. Die «Cervelat» wurde der grösseren österreichischen Länder-Gesellschaft, im Folgenden «Kaiserschmarrn» genannt, als Zweig-Niederlassung unterstellt. Die österreichische Länder-Gesellschaft beliefert u.a. Osteuropa, das von europäischen Produktions-Auslagerungen profitiert. Anschliessend setzte man den Geschäftsführer & Verkaufsleiter Schweiz ab und liess fortan aus Österreich heraus mänätschen. Für die Schweizer Mitarbeitenden wurden im Zuge dieser Veränderungen neue Arbeitsverträge aufgesetzt. Eiliges Copy-Paste aus den alten Verträgen mit holprigen Übergängen, Anpassungen & Ergänzungen resultierte in zahlreichen Text-Patzern. Etwa um vom Inhalt der Änderungs-Verträge abzulenken? Aber das war wohl zu weit gedacht …

Für frischen Wind sollten fortan periodische «Good-News-Termine» sorgen, wo gute Neuigkeiten rapportiert werden (wie heute vielerorts praktiziert). Klar, irgendetwas Positives gibt es immer zu berichten, und sei es nur, dass diese Woche alle die Klobürste benutzt haben. Leider können solche Zwänge bald einmal in Überdruss ausarten.

Die Niederlassung Schweiz besteht im Wesentlichen aus den beiden Geschäfts-Bereichen Verkauf sowie Service. Das Service-Geschäft ist tendenziell rentabler – aber um etwas zu warten, muss erstmal etwas verkauft werden. Der Geschäftsführer & Verkaufsleiter war also weg, und man bat Herrn Lehmann, die Stelle als Verkaufsleiter zu übernehmen. Führungs-Aufgaben waren ihm nicht fremd, und ohnehin gab es zu diesem Zeitpunkt nur einen weiteren jungen Mitarbeiter im Verkauf, der einige Monate nach Lehmann zur Firma gestossen war. Also ein überschaubarer Führungsaufwand, der es erlauben sollte, sich hauptsächlich auf das operative Kunden-Geschäft zu konzentrieren und etwa zu einem Drittel auf das ganze Administrative & Organisatorische. Das war zumindest die grobe Absicht. Aber es kommt erstens anders und zweitens als man denkt. Schon bald war auch die Service-Leitung verwaist, und Herr Lehmann musste wohl oder übel noch zusätzlich ein paar Monate lang die grössere Service-Abteilung mit rund 10 Mitarbeitenden führen. Zumindest was das Tagesgeschäft und alle damit verbundenen Probleme betraf. Und das in der Zeit des grössten Umbruchs. Eine Kleinigkeit laut «Kaiserschmarrn», das kann man morgens mal so nebenbei erledigen, zwischen zwoa klaanen Schwarzen, ja mei, alles iisi, passt scho …

Wenn wieder einmal eine Mitarbeiterin einen Weinkrampf wegen eines Kollegen erlitten hatte oder ein anderer einer drohenden Kündigung zuvorgekommen war und ein Bündel Pendenzen auf den Pendenzen-Stapel seines Vorgängers gelegt hatte, der seinerseits schon weg war, dachte Herr Lehmann, manchmal ist das beste am Job, dass sich der Stuhl dreht.

Ich kann schon mal vorausschicken, dass zwischen Anfang 2017 und Anfang 2019 von 14 Mitarbeitenden bei der «Cervelat» 14 ausgetauscht worden sind! Manche sind freiwillig gegangen, andere wurden gegangen oder kamen der Kündigung zuvor. Manchmal war die eine Seite schneller, dann wieder die andere. Nur eine Teilzeit-Assistentin, die kurz vor Lehmann angefangen hatte, ist noch mit dabei.

Wer nicht mit uns klarkommt, muss noch an sich arbeiten. Schon klar.

Herr Lehmann hat weder Mitarbeitende entlassen noch neue eingestellt (er durfte bestenfalls da und dort seine Meinung äussern). Das erledigte die österreichische «Kaiserschmarrn» zusammen mit einer Schweizer Personalvermittlungs-Kette. Firmen-Chef «Bonamigo», wie wir ihn hier einmal nennen wollen, trägt mit Vorliebe dicke Uhren und fetten Schmuck. Im Internet liest man gewiss nicht nur schmeichelhafte Erfahrungs-Berichte – aber die «Kaiserschmarrn»-Stammkundschaft scheint mit seinen Diensten zufrieden. Und zahlt einige Monate nach Arbeitsbeginn eines erfolgreich vermittelten Kandidaten die vereinbarte nette Provisions-Gebühr. Wenn kurz nach Überweisung schon wieder Schluss ist, mi dispiace, nessun problema, wir finden wieder etwas Neues, Besseres! Aber wer weiss, vielleicht wird künftig auch mal jemand länger bleiben bzw. geblieben werden. Schliesslich fördern ständige Mitarbeiter-Rotationen weder Vertrauen noch Reputation im Markt bzw. bei den Kunden. Mangelnde Kontinuität und laufend wechselnde Ansprechpartner, die erst einmal eingearbeitet werden müssen, sind auf Dauer kontraproduktiv und teuer.

Wenn heisse Luft auf langen Atem trifft …

Es wird Zeit, einen genaueren Blick auf die österreichische «Kaiserschmarrn» zu werfen. Um die Zweig-Niederlassung Schweiz kümmern sich in erster Linie «Leberschober-Knödel» und sein Bückling & Vollstrecker «Sargnagel». Herr Sargnagel fährt immer mal wieder in die Schweiz und beehrt seine Schafherde mit allerlei Spreadsheets und Business-Ideen, am liebsten im Personal-Bereich. Sargnagel trägt gerne ein Lächeln auf den Lippen, einen «Schmäh» im Gesicht, eine Agenda im Brusttascherl und – ganz wichtig! – eine «Hidden Agenda» im andern Brusttascherl.

Hidden Agenda ist ein stehender Ausdruck dafür, vordergründig gewisse offen dargelegte Absichten zu verfolgen – im Hintergrund aber ganz andere verborgene Pläne voranzutreiben. Kurz gesagt eine geheime Absicht.

Sargnagel liebt genaue Budget-Planungen, Planungen aller Art, Umsatz-Prognosen, Ziel-Vereinbarungen und Ähnliches. Lieblings-Ausdruck: niederschreibn. Nun ja, nicht nur bei Prognosen ist ungefähr richtig meist besser als ganz genau falsch. Fairerweise muss man anfügen, dass Sargnagel in dieser Hinsicht auch nur Befehls-Empfänger ist. In grösseren Unternehmen gilt ja meist die Devise «Cover your ass with paper», deck deinen Hintern mit Papier-Bergen bzw. digitalen Sheets ein. Und ein gewisser administrativer Aufwand lässt sich nicht umgehen, gewisse Dinge müssen gemacht werden, und manches ist auch durchaus sinnvoll. Und Sargnagel möchte es seinen Vorgesetzten wohl besonders recht machen. Und ganz gewiss hat er auch seine Qualitäten & Fähigkeiten.

Wie sagt Dieter Nuhr so schön: Hochrechnungen auf Basis von Schätzungen, denen Vermutungen zugrunde liegen, die auf Spekulationen basieren.

Nur hantiert Sargnagel halt allzu oft nicht nur mit der normalen Agenda, sondern auch mit der Hidden Agenda. Er kann locker beide gleichzeitig bedienen wie früher ein Cowboy zwei Pistolen – bäng-bäng, bäng-bäng! Aber für Mitarbeitende, die selber ohne Hidden Agenda unterwegs sind, macht es die Zusammenarbeit weniger angenehm.

In der zweiten Jahreshälfte 2018 erhielt Herr Lehmann Verstärkung durch einen neuen Verkaufs-Mitarbeiter, nennen wir ihn hier einmal «Herr Bühlmann». Und irgendwann war auch endlich ein neuer Service-Chef gefunden, und Herr Lehmann konnte seinen Zweit-Job abgeben und sich auf seine eigentlichen Aufgaben konzentrieren. Die Monate der Doppel-Belastung waren aufreibend gewesen. Aber die neue Phase hielt nicht lange an.

«Kann ich kurz stören?» «Ja, was ist los?» «Nichts, wollte nur stören.»

Sargnagel hatte im Hintergrund einmal mehr mit Bonamigo gemänätscht und hinter Lehmanns Rücken einen Ersatz für ihn gesucht. Wir kennen die Gründe nicht genau, wer einen Grund sucht, findet immer einen. Wir wissen nur, dass Herr Lehmann über Monate hinweg praktisch zwei Jobs gleichzeitig schmeissen durfte, dass das Verkaufs-Team erst spät aufgestockt wurde und dass die Mitarbeitenden manchmal schneller wechselten als das Wetter. Und dass Herr Lehmann vor diesem Hintergrund hinter den Umsatz-Erwartungen zurückgeblieben war. Im «Kaiserschmarrn»-Kosmos war irgendwann der Entschluss gefallen, Herrn Lehmann wieder in seine vorherige Position als Verkaufs-Ingenieur zurückzuversetzen. Vielleicht stand der Mond gerade im Zeichen der Wechselkröte. Hinter Lehmanns Rücken hatte Bonamigo einen Ersatz als Verkaufsleiter gesucht & gefunden. Kaum war dessen Arbeitsvertrag unterschrieben, wurde Herr Lehmann informiert, dass er noch bis Ende 2018 als Verkaufsleiter weitermachen und anschliessend den neuen Verkaufsleiter einarbeiten solle. So würde es doch für alle Beteiligten besser passen, nicht wahr, Herr Lehmann. Man versicherte ihm zugleich, seine Dienste sehr zu schätzen und auch in veränderter Konstellation gerne weiterhin in Anspruch zu nehmen, um den Markt-Ausbau im neuen Jahr mit verstärkten Kräften voranzutreiben. Man wolle den Standort Schweiz nachhaltig stärken und schätze seinen diesbezüglichen Einsatz sehr.  

Sternzeichen Aal, Aszendent Wasserfall. Bitte lass mich ausreden, wenn ich dich überfalle. Bitte lass mich ausreden, wenn ich dich unterbreche.

Herr Lehmann war ziemlich überrumpelt. Spätestens jetzt müssten alle Alarmglocken schrillen! Warum mit jemandem reden, wenn man hinter seinem Rücken auch die Hidden Agenda zum Glühen bringen und einen gezielten Treffer unter die Gürtellinie setzen kann? Es gibt nicht so viele kompetente, erfahrene, engagierte, fachlich und menschlich überzeugende und in der Branche gut vernetzte Kandidaten auf diesem Gebiet – wenn man einen vor der Nase hat, sollte man es eigentlich merken. Es sei denn, man ist gerade wahnsinnig beschäftigt mit Management-Esoterik, Selbst-Optimierung oder «Mitarbeiter-Schach» mit Bonamigo.

Eine amerikanische Redensart warnt: «Wenn dir Menschen zeigen, wie sie wirklich sind, glaub‘ ihnen beim ersten Mal.»

Doch wir wollen es meistens nicht sehen, verdrängen lieber, finden allerlei fadenscheinige Erklärungen & Entschuldigungen. In einer alten «Siska»-Folge hiess es einmal: «Denken Sie von jedem Menschen nur das Schlechteste. Sie werden sich wundern, wie oft man da richtig liegt.» Aber das wollen wir verständlicherweise nicht. Ist ja auch eine schreckliche Vorstellung.

Jemand hat einmal gesagt, dass man v.a. auf drei Qualitäten achten solle bei Job-Bewerbern: Integrität, Intelligenz und Energie. Denn wenn ein Beschäftigter nicht integer ist, richten Intelligenz und Energie nur Schaden an. Wenn man einen unaufrichtigen Menschen einstelle, werde man sich wünschen (oder andere werden sich wünschen), dass er dumm und faul ist.

Naja, es war fast wie in einer Mozart-Oper unter der «Kaiserschmarrn»-Führung. Nur mit mehr Schlagen.

Dieses Vorgehen hat Herrn Lehmann sehr getroffen. Sargnagel würde vielleicht argumentieren, es hätte Anzeichen gegeben, Lehmann hätte sie bloss nicht erkannt. Wenn ich mich richtig erinnere, fragte Sargnagel noch, wie lange es denn gedauert hätte, bis Lehmann endlich zu ihm gekommen wäre. Ja womit denn? Wie lange wäre es wohl gegangen, bis du Fehlbesetzung zu uns Management-Genies gekommen wärst und gnädigst um Umbesetzung gewinselt hättest? Oder was jetzt? Unter dem Strich ist Herr Lehmann sicher jemand, der lieber beim Kunden ist oder nach technischen Lösungen sucht als übermässig Schreibtisch-Arbeit zu verrichten. Das hat man vielleicht als Management-Defizit empfunden. Trotzdem hat er Berge administrativer Arbeiten kompetent & zuverlässig erledigt. Und er pflegte einen offenen Führungsstil auf Augenhöhe. Man wird kaum Kollegen oder Kunden finden, die ihn nicht mochten, sei es nun fachlich oder menschlich. Er ist einfach von Natur aus ein ziemlich angenehmer Mensch. Und in Sachen Sozial-Kompetenz hat er die «Kaiserschmarrn»-Crew wahrscheinlich schon vor Jahrzehnten abgehängt.

Aber ohne dicke fette Hidden Agenda im Brusttascherl ist man in bestimmten Kreisen vielleicht einfach ka gschdandna Mänätscha.

Trotzdem konnte Herr Lehmann dem Ganzen auch etwas Positives abgewinnen. Zum einen konnte man sich als verstärktes Verkaufs-Team nun mit voller Kraft dem operativen Geschäft widmen. Und zum anderen konnte Herr Lehmann in der neuen/alten Funktion mehr vom HomeOffice aus arbeiten, was vorher fast gar nicht möglich gewesen war.

Hätte Herr Lehmann den Job als Verkaufsleiter damals auch angenommen, wenn er ähnliche Voraussetzungen vorgefunden hätte? Wenn damals jemand dagewesen wäre, der von seiner Umbesetzung noch gar nichts weiss? Klar, wenn er ein anderer Mensch wäre.

Wer kriecht, der stolpert nicht.

Trotz denkbar schlechter Ausgangslage hat sich Herr Lehmann aufrichtig um eine gute Einarbeitung seines Nachfolgers bemüht; nennen wir ihn hier einmal «Herr Bergmann». Trotz allem wollte er Bergmann einen guten Start ermöglichen, hat das Wichtigste aufgelistet, weitergegeben, offen kommuniziert – so halt, wie man auch selber gerne eingearbeitet werden möchte, ganz ohne Hidden Agenda. Er wollte weiterhin das Team voranbringen, auch unter veränderten Vorzeichen.

Aber Sargnagel hatte im Hintergrund schon wieder fleissig gesargnagelt – nicht alleine natürlich – und liess Herrn Lehmann Ende März 2019 die Kündigung zukommen (per Ende Juni 2019). Ganz nach dem Motto: Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern. Was kümmern uns unsere Ausführungen vom letzten Herbst und Winter. Schnee von vorgestern.

Eigentlich ist jeder Tag ein Geschenk, aber manche Tage sind einfach beschissen verpackt. Sargnagel wollte extra in die Schweiz reisen, Herrn Lehmann zum Essen einladen und anschliessend zum Dessert mit Schmäh & Schmiss die Kündigung präsentieren. Kein Scherz. Bergmann konnte ihn gerade noch davon abhalten und davon überzeugen, dieses Vorgehen sei doch vielleicht ein wenig – suboptimal.

Heute ekeln sich viele nicht einmal mehr vor ihrem eigenen Ersprochenen.

Wie schon erwähnt, viel vorwerfen konnte man Herrn Lehmann nicht. Offiziell erfolgte die Kündigung aus wirtschaftlichen Gründen, was nicht ganz falsch ist, kommt es doch auch bei der deutschen «Weisswurst» zu einem gewissen Stellenabbau im laufenden Jahr. Es gab schon bessere Zeiten für den Konzern; die Umwälzungen der letzten Jahre sowie teilweise erfolgreichere Konkurrenz-Produkte machen die Sache nicht leichter. Dennoch war es ein weiterer harter Schlag in Lehmanns Magengrube. Natürlich hätte man es irgendwie kommen sehen können, insbesondere vor dem Hintergrund der vergangenen Ereignisse. Aber Herr Lehmann wollte keine Energie in die Vorwegnahme irgendwelcher Personal-Szenarien stecken.  

Schweizer Recht erlaubt vieles, wenn einem jemand nicht (mehr) passt, kann man grundsätzlich kündigen. Es sei denn, die Kündigung ist missbräuchlich. Dafür existieren klar umrissene Kriterien, die hier nicht zutreffen. Das sind aber rechtliche Begriffe, keine moralisch-menschlichen.

Come in & burn out.  

Natürlich ist nie alles schwarz oder weiss, auch wenn Herr Lehmann keine Leichen im Keller hat – nicht einmal solche, die man mit der Lupe suchen muss. Aber jeder hat seine Schattenseiten und kann gelegentlich ein Stinkstiefel sein. Und gewiss gibt es auch Menschen, die in den Genuss positiver Eigenschaften von Sargnagel & Co. kommen, keine Frage. Und zweifellos haben wir alle unsere besseren und schlechteren Tage und unsere schönen und weniger schönen Seiten. Aber darum geht es an dieser Stelle nicht. Hier geht es vielmehr um Folgendes:

Gerade Entscheidungsträger mit wenig Sozial-Kompetenz wollen oftmals anderen weismachen, sie hätten allerlei Mankos. Diese Projektionen finden sich v.a. dort, wo Autorität keine natürliche Autorität ist, sondern eine institutionalisierte. Dann urteilen die einen über die anderen lediglich Kraft ihrer Funktion – obschon es andersherum manchmal sinnvoller wäre.

Beim Schreiben hatte ich ständig dieses alte Lied von Rainhard Fendrich in den Ohren:

Mir san die Hautevolée / eh-eh / Mir ham den Überschmäh
Mir san a Wahnsinn / Mir san in … 
Mir san in der Szene / immer hautnah am Geschehn 
Weu mir ham die Power / mir san souverän 
Mir san immer locka / Schick und elegant
Unwahrscheinlich lässig / Rasend interessant 
Mir san die Hautevolée / Mir ham den Überschmäh
Mir san a Wahnsinn / Mir san in …

Die nächste Entlassung sollte nicht lange auf sich warten lassen. In der Oster-Woche erfolgte die nächste Kündigung. Diese Position war bereits vor einem guten Jahr «ausgewechselt» worden und wurde jetzt erneut ausgewechselt. Frohe Ostern allerseits! 

Eine alte amerikanische Redensart besagt: «The fastest way to clean a weapon is another hit.» Die effizienteste Katastrophen-Bewältigung ist die nächste Katastrophe. Oder in unserem Fall Kündigung.

Kurz darauf kündigte Herr Lehmanns Arbeitskollege, Herr Bühlmann. Lehmann mochte ihn, die beiden verstanden & verstehen sich, auch wenn Herr Lehmann von Beginn weg einräumte, dass sich Bühlmann längerfristig kaum wohl fühlen würde in diesem Umfeld. Er kam aus einer anderen Industrie-Ecke, bevorzugte ein anderes Umfeld, andere Vorgehensweisen. Aber diese Einwände störten weder Sargnagel noch Bonamigo. Die Anstellung wurde getätigt, die Personalvermittlungs-Provision vermutlich schon kassiert – und wenn sich dann jemand wenig später verabschiedet, mille grazie, auf ein Neues, beehren Sie uns recht bald wieder!

«Du musst jeden Tag entscheiden, wer den Preis für deine Führung zahlt, du oder deine Leute», so der amerikanische Wirtschafts-Berater Kevin Leman.

Ein ehemaliger Arbeitskollege Lehmanns rannte nach der Kündigung sofort zu Hausarzt, Psychiater und Anwalt und liess sich rückwirkend eine Arbeits-Unfähigkeit wegen Burn-out bescheinigen. Nach einigem Schlagabtausch mit der «Kaiserschmarrn»-Crew konnte er 6 Monate Lohn-Fortzahlung herausschlagen. Der Fall lag anders als bei Lehmann – aber hätte Herr Lehmann auch so ähnlich vorgehen können? Klar, wenn er ein anderer Mensch wäre.

Stattdessen begann sich Herr Lehmann nach anderen Job-Möglichkeiten umzusehen. Aber die ganzen Vorkommnisse der letzten Monate sassen ihm übel in Nacken & Magen, dampften sozusagen nach, und Herr Lehmann fühlte sich körperlich & mental erschöpft, ausgelaugt. Es gibt so Tage, da möchte man sich am liebsten selber überbrücken in einer schmerzlich-verrückten Welt. Ich riet ihm sehr dazu, mal ein paar Tage zur Ruhe und auf andere Gedanken zu kommen, die Job-Sache ein Weilchen zur Seite zu legen und sich gründlich ärztlich durchchecken zu lassen. Herr Lehmann war einfach ziemlich platt vor dem Hintergrund der beschriebenen Vorkommnisse – wenngleich wahrscheinlich weniger platt als viele andere in vergleichbar üblen Situationen. Aber auch er ist kein Roboter wie die Miniaturen in seinem HomeOffice. Also meldete sich Herr Lehmann bei seinem Hausarzt für eine gründliche Untersuchung sowie ein Arzt-Zeugnis für eine Woche (wo er sich nicht mit Job-Suche befasste). Laut Schweizer Arbeitsrecht verlängert sich dann die Kündigungsfrist automatisch um einen Monat.

Herr Lehmann musste zuerst einmal nachschauen, wo die Arzt-Praxis liegt, so lange war er schon nicht mehr bei Ärzten gewesen. Bei der telefonischen Termin-Vereinbarung drängte er nicht auf einen sofortigen Termin (in der gut ausgelasteten Praxis), sondern notierte sich ein freies Datum in 2 – 3 Wochen, wo auch gleich noch eine Blut-Untersuchung durchgeführt werden konnte. Am vereinbarten Termin erfolgte der erste Teil des Check-ups, wobei Herr Lehmann während der Blut-Abnahme kollabierte. Er schilderte seine Situation, und der Hausarzt zeigte ihm gängige Varianten auf. Psychologische Betreuung ist in solchen Fällen stets ein Vorschlag – ob man diesen Weg nun beschreitet oder nicht. Aber Herr Lehmann meinte, ein ärztliches Zeugnis (Krankheits-Bescheinigung) für eine Woche würde vorerst genügen. Er fühle sich schon besser, geniesse familiäre Unterstützung, hätte die Arbeits-Bemühungen wieder aufgenommen und schaue mal, wie es weitergehe. Falls nötig, würde er sich wieder melden in dieser Angelegenheit. Ohnehin stand noch der zweite Teil des Check-ups aus. Das Arzt-Zeugnis reichte er in der Firma ein.

Beim Thema Arzt fällt mir immer mein Lieblings-Gedicht von Comedian Peach Weber ein: «Ich beneide dich nicht / du Hämorrhoide / du bist immer am A*sch / und ich nur hin und wieder» 

Kurz darauf meldete sich telefonisch ein Mitarbeiter der AXA-Versicherung (wo die Firma versichert ist); er müsse das Arzt-Zeugnis bzw. die Arbeits-Unfähigkeit von Herrn Lehmann überprüfen. Ob da sozusagen alles mit rechten Dingen zugegangen sei. Zu diesem Zweck brauche er Lehmanns schriftliches Einverständnis, mit dem Hausarzt Kontakt aufzunehmen. Er würde per Post eine Einverständnis-Erklärung schicken. Kein Problem, sagte Herr Lehmann, werde ich postwendend unterschrieben zurückschicken. Gekommen ist dann aber nichts, stattdessen meldete sich eine Mitarbeiterin aus dem «Kaiserschmarrn»-Personalbüro mit folgender E-Mail (copy-paste):

(Anrede) / Das von dir mittels E-Mail vom 20. Mai 2019 eingereichte Arztzeugnis wurde am 20. Mai 2019 ausgestellt, gibt jedoch Auskunft über eine angebliche Arbeitsunfähigkeit vom 22. bis 26. April 2019. Auf Nachfrage unsererseits hast du zudem bestätigt, dass auch die ärztliche Untersuchung selbst erst am 20. Mai 2019 stattgefunden hat. / Der sehr lange Zeitraum zwischen der behaupteten Arbeitsunfähigkeit und der vorgenommenen ärztlichen Untersuchung hat zur Konsequenz, dass Letztere nicht dazu geeignet war, deine Arbeitsunfähigkeit festzustellen. Hinzu kommt, dass du uns trotz klarer Verpflichtung im Anhang zum Arbeitsvertrag (Seite 12 f.) nicht sofort über deine angebliche Arbeitsunfähigkeit informiert hast und damit auch eine vertrauensärztliche Untersuchung vereitelt hast. Aufgrund dieser Gründe können wir das eingereichte Arztzeugnis vom 20. Mai 2019 nicht akzeptieren und kommt es somit zu keiner Verlängerung deines Arbeitsverhältnisses mit xy (Firma). Das Arbeitsverhältnis endet wie bisher am 30. Juni 2019.

Alles angeblich, alles behauptet – nur das «Kaiserschmarrn»-Mail, das war ein echter Schmarren … Ganz nach dem Motto: Wir hauen dir jetzt eine Meldung ins Gebälk. Unsere Meinung steht fest. Bitte verwirr‘ uns nicht mit Fakten.

Herr Lehmann hätte auf einen rascheren Termin beim Hausarzt pochen und das Arzt-Zeugnis umgehend einreichen sollen. Eine Formsache. An der Tatsache ändert sich nichts. Der Hausarzt meinte daraufhin, Herr Lehmann solle froh sein, nicht mehr bei dieser Firma zu arbeiten. Das sei seiner Gesundheit längerfristig wenig zuträglich. Nein, das hat er nicht gesagt. Er hat sich a bisserl deftiga ausgedrückt

Einige Wochen später kam doch noch ein Couvert der AXA mit Bitte um Unterschrift. Gehört haben wir allerdings bis zum heutigen Tag nichts mehr über diese «Abklärung».

Verträge sind für den Krieg gemacht, nicht fürs Vertragen. 

Wenn man selber immer mit Hidden Agenda unterwegs ist, um wieder irgendwo einen gezielten Treffer zu landen, dann kann man sich wohl schlecht vorstellen, dass das bei anderen nicht der Fall ist. Und projiziert schnell einmal sein eigenes Handeln auf andere. Und vergisst, dass es Menschen gibt, die einfach nur wahrheitsgemäss einen Sachverhalt schildern. Und dass es Angehörige gibt, die einfach bloss nachts wieder besser durchschlafen möchten. Auch wenn man solchen Müll tagsüber möglichst wenig an sich heranlassen will – nachts schlägt gerne das Unterbewusstsein zurück, ein riesiger dunkler See jenseits unserer Kontrolle, der entsprechende Albträume und Schlaflosigkeit bescheren kann. Nach dem «Liebesbrief» aus dem Personalbüro habe ich mich jedenfalls entschlossen, in die Tasten zu greifen – der berühmte Tropfen/Schmarren auf den heissen Stein.

Vielleicht wären manche gerne weniger egoistisch – aber was hätten sie davon?

Bei solchen oder ähnlichen Reaktionen von Arbeitgebern kann man sich in der Schweiz beim Friedensrichter melden, wo sich dann beide Parteien hinsetzen, um eine Einigung zu erzielen. Angesichts der Gesamt-Situation und der vollen Unterstützung nicht nur seines Hausarztes hätte Herr Lehmann gute Karten auf mehr als nur einen Kompromiss-t. Kommt man nicht zu einer Einigung, kann man solche Fälle vor Arbeitsgericht bringen und allenfalls Rechtsschutz beiziehen.

Wenn ich euch recht gebe, liegen wir alle falsch, dachte sich Lehmann. Andererseits ist es ein vergleichsweise kleiner Fall – und Herr Lehmann hat sowas von keine Lust und keinen Appetit mehr, sich mit irgendwelchen Cervelats, Weisswürsten oder Kaiserschmarrn zusammenzusetzen. Herr Lehmann will vorwärts schauen, er hat die Nase voll von Sargnägeln und anderen Vollstreckern, die nach oben buckeln und nach unten treten und denen sich der Überschmäh oder die Cervelat-Haut wie eine Karnevals-Maske ins Gesicht gebrannt hat.

Keine Ahnung, wo die Kompetenzen des «Kaiserschmarrn»-Personalbüros liegen. Im Verfassen von Arbeitsverträgen & -Zeugnissen oder im Umgang mit der Ressource Mensch eher nicht.

Der «Gegenpol» von Gerechtigkeit ist leider Lebendigkeit. Man bezahlt für alles einen Preis im Leben. Manchmal ist der beste Ausweg, vorwärts zu schauen und keinen übermässigen Aufwand für sein gutes Recht zu betreiben. Bedauerlicherweise.  

Generell würde ich jeder Firma raten, ihre Sozial-Kompetenz auf ein erträgliches Niveau anzuheben. Ich sage das aufrichtig und frei von Ironie. Natürlich gibt es bessere und schlechtere Beispiele, diese und jene Entscheidungsträger. Und natürlich sind auch nicht alle Mitarbeitenden gleichermassen betroffen von den Querschlägen des Managements. Jeder Jeck is anders. Jede Situation ist anders. Aber ein einigermassen offener, kooperativer, konstruktiver Umgang mit Angestellten sollte selbstverständlich sein. Es geht nun wirklich nicht darum, wer den schnelleren & härteren Treffer erzielt. Nicht in guten Zeiten, nicht in schlechten Zeiten und auch nicht in allen Zeiten dazwischen.

Mit all der Mühe, mit der wir manches vertuschen, könnten wir es uns auch gleich abgewöhnen.

Letzten Freitag hat Herr Lehmann seinen Firmen-Wagen abgegeben. Herr Bergmann liess ein paar versöhnliche Floskeln fallen, wollte sich ein bisschen distanzieren, guten Wind machen, die Wellen flach halten: Wir könnten mal über alles reden, zusammen essen gehen, etwas trinken, vielleicht kann ich irgendwie helfen, und sowieso. Sicher. Üble Firmen-Machenschaften sollen schliesslich nicht nach draussen dringen, sondern lieber den Betroffenen selber im Hals & Magen stecken bleiben. Bergmann dürfte immerhin die Erkenntnis über sich selbst gewonnen haben, dass er zu jenen Menschen gehört, die sich gerne irgendwo hinstellen, wo der Boden erst einmal abgefackelt werden muss, bevor man einen Fuss drauf setzen kann. Sei’s drum, passt schon, bin dabei! Vielleicht war ihm das schon vorher bewusst – aber falls nicht, spätestens jetzt.

Klar können wir mal was trinken gehen. Aber es muss nicht gleichzeitig sein.

Manch einer möchte sich ein wenig distanzieren vom Firmen-Sumpf, persönlich reinwaschen. Aber in Wirklichkeit wird nur der Dreck ein bisschen gleichmässiger verteilt. Man sollte Menschen nicht als Abfalleimer für das eigene schlechte Gewissen missbrauchen.

Ich habe nichts gegen dich – jedenfalls nichts, was hilft.

Wie einst Herbert von Karajan hätte auch Herr Lehmann beim Verlassen der «Cervelat» gerne ein Taxi bestiegen und den Chauffeur angewiesen: «Fahren Sie mich bitte in die Zukunft!» 

 

Time machine

Illustration: Nicolas Bannister, www.artstation.com/bannister

 

Aber im alten, unklimatisierten Alfa wartete nur Frau Lehmann (ich) – und es war richtig heiss letzte Woche, bis 37 Grad im Schatten. Beim Warten sah ich ein Menu aus Kaiserschmarrn, Cervelats & Weisswürsten vor meinem inneren Auge, und die Hitze fühlte sich gleich noch ein bisschen heisser an. Aber gleichzeitig machte sich auch Erleichterung breit. Erleichterung, dass diese schlechte Doku-Soap – die einer Welt-Firma nicht würdig ist – zu Ende geht. Und dass wir irgendwie trotz allem in die Zukunft fahren!

Eine alte Wiener Redensart besagt: «Nicht einmal ignorieren!»

Herr Lehmann will bloss mit diesem schlechten Film abschliessen – darüber zu schreiben ist seine Sache nicht. Nur ich wollte mir die ganze Misere von der Seele schreiben, die ich über Monate hinweg miterlebt & -getragen habe. Und damit abschliessen. Dafür habe ich mich hingesetzt und Lebenszeit investiert, was eigentlich viel zu schade ist. Aber jeder muss seinen eigenen Weg finden, Dreck zu verarbeiten. Das ist meiner. Niedergschriebn – wie es Sargnagel ausdrücken würde.

Herr Lehmann wird diese Zeilen vielleicht einmal lesen, vielleicht auch nicht. Er hat nichts zu diesem Text beigetragen – ausser dass ihm das alles passiert ist. Ob ich vielleicht etwas gegen Österreicher im Allgemeinen habe? Nicht wirklich. Ich bin selber ein halbes Wiener Schnitzel. Und war öfter hin- und hergerissen zwischen schämen und fremdschämen in dieser Sache.

Man darf im Umgang mit Mitarbeitenden – und Menschen generell – jederzeit einen Versuch wagen mit herzlich sein, aufrichtig, unökonomischer, absichtslos. Es braucht vielleicht ein bisschen Zeit. Aber die längerfristige Rendite könnte erstaunlich positiv ausfallen.

Man darf auch mal die ganze moderne Management-Esoterik, Lifestyle-Spiritualität, Selbst-Optimierung & Selbst-Beweihräucherung stecken lassen und sich auf ganz banale Sozial-Kompetenz besinnen. Kennen wir doch alle: Behandle andere so, wie du selbst gerne behandelt werden möchtest. Das ist so ungefähr die halbe Miete im Leben. 

Herr Lehmann ist mittlerweile motiviert für einen neuen Job, eine neue Herausforderung. Er ist bereit, sich wieder voll zu engagieren! Na dann, auf ein Neues!

Ich möchte schliessen mit einer schönen bayerisch-österreichischen Redensart, die wunderbar zur aktuellen Hitzewelle passt: «Nicht zu fest umrühren im Cappuccino!» Will heissen: Nimm’s locker, überanstreng‘ dich nicht und reg‘ dich nicht übermässig auf!

Ich wünsche allen einen angenehmen Sommer!

 

 

PS: Viel lieber schreibe ich über erfreuliche, inspirierende Themen! 
Hier ein paar Kostproben für allenfalls Interessierte:

«Snoopys Lebens-Weisheiten!» 
https://www.besser-fernsehen.ch/blog/entry/snoopys-lebens-weisheiten.html

«Aufräumen & Ausmisten mit Meister Morris» 
https://www.besser-fernsehen.ch/blog/entry/aufraeumen-ausmisten-mit-meister-morris.html

«60'000 Gedanken & Gegenstände» 
http://www.besser-fernsehen.ch/blog/entry/60-000-gedanken-gegenstaende.html

«Garten-Lust & -Frust für Anfänger» 
https://www.besser-fernsehen.ch/blog/entry/garten-lust-frust-fuer-anfaenger-1.html

und vieles mehr unter
https://www.besser-fernsehen.ch/blog.html

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Snoopys Lebens-Weisheiten!