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Falling into Presence
(oder: Herr Rossi sucht das Glück & die Leichtigkeit des Seins)
Wie haben wir sie geliebt als kleine Kinder, die Trickfilm-Serie „Herr Rossi sucht das Glück“. Herr Rossi arbeitete in einer italienischen Fisch-Konserven-Fabrik, wo die Wut-Anfälle seines cholerischen Chefs auf ihn niederprasselten. Als einziger Freund stand ihm Gastone zur Seite, der Hund des Chefs. Mit Hilfe einer Triller-Pfeife konnten die beiden durch Raum & Zeit reisen, stiessen aber auf jede Menge Probleme, zuweilen gar in Gestalt des verhassten Chefs. Letztlich kehrten sie jeweils wieder in den Alltag zurück und suchten bei nächster Gelegenheit an anderen Orten, in anderen Epochen weiter nach einem kleinen Stück vom Glück.
Daran hat sich bis heute wenig geändert – Herr Rossi sucht noch immer, ganz viele andere suchen ebenfalls immer noch, wie die unzähligen Ratgeber zum Thema Glück & Besser Leben beweisen. Und die unzähligen Aktivitäten & Angebote auf dem weiten Feld der Lebens-Beratung & Glücks-Suche …
Auch ich habe mir kürzlich im Rahmen eines Gesprächs mit PräsenzMediziner Dr. Volker Mann wieder einmal ein paar existentielle Fragen vor Augen geführt:
„Sonnendeck TV – Gesundheit, Präsenz & Wohlbefinden“:
http://www.youtube.com/watch?v=7DIO9vsVy1w&feature=player_detailpage
„Falling into Presence“ (Gespräch/Thema musikalisch umgesetzt):
http://www.youtube.com/watch?feature=player_detailpage&v=DIRpB6xIaR4&list=UUxXTnpq1Y4E7zWCfvw1Nrbw
Hintergrund der musikalischen Umsetzung:
(„Sonnendeck TV – Der Zauber von Alltags-Poesie & Musik“)
https://www.youtube.com/watch?v=QyjYXyF1fE8&feature=player_detailpage
Die grossen Fragen des Lebens erreichen uns alle – früher oder später. Ich möchte daher an dieser Stelle ein bisschen genauer eingehen auf Themen wie Präsenz, Zeit, Selbstbild, Wertungen, Suchen, Angst, Stress, Glück, Gesundheit & Wohlbefinden.
Zwar kann man vieles nicht wirklich mit dem Verstand erfassen, und so manch vermeintlich Wichtiges & Reales erweist sich letztlich als Illusion. Aber vielleicht möchten Sie mich trotzdem begleiten auf eine kleine Reise durch das Leben …
„Everything has been figured out, except how to live.“ Alles haben wir herausgefunden – nur nicht wie wir leben sollen, meinte Jean-Paul Sartre so treffend. Vielleicht kommen wir heute ein kleines bisschen näher an dieses Mysterium heran.
Es ist ja nicht so, dass wir nicht wüssten, dass die Präsenz den Dreh- & Angelpunkt unserer Existenz darstellt. Wir haben die frohe Botschaft vom „Leben im Hier & Jetzt“ und vom „Geniessen des Augenblicks“ schon so oft um die Ohren geschleudert gekriegt, dass sich längst Ermüdungs-Erscheinungen bemerkbar machen. Nicht schon wieder, nicht jetzt, nicht du auch noch – und sowieso stellt sich doch die viel gepriesene „Leichtigkeit des Seins“ nur selten ein. Vielleicht einmal im Sommer auf dem Balkon, wo wir kurz in eine flirrend-leichte Beschwingtheit eintauchen und von irgendwoher ein paar Fetzen Musik herüberwehen wie ein luftig-leichtes Glücks-Versprechen. Vielleicht einmal kurz nach dem Lesen eines schönen, poetischen Satzes, wo einem für ein paar Augenblicke das Herz aufgeht. Vielleicht einmal in den Armen eines geliebten Menschen, wo sich das schöne Gefühl von Heimat jenseits von Raum & Zeit einstellt. Vielleicht auch einmal auf einem Spaziergang in der Natur, wo nichts mehr denkt und nichts mehr fühlt und alles nur noch ist und versinkt …
„Take your pleasures seriously“, nimm das Vergnügen ernst, heisst es so schön. Take the moment seriously, geniesse den Augenblick, tauche ein ins Hier & Jetzt, es ist alles, was du hast …
Ja, schon klar, aber zuerst müssen wir noch dies & das & jenes erledigen, so viel (vermeintlich) Wichtiges & Dringliches schreit nach uns, so viele Pendenzen sitzen uns im Nacken. So viele Ablenkungen & Nebensächlichkeiten, so viel Alltags-Logistik, so viele anstrengende Mitmenschen … Und dann gibt es ja auch noch jede Menge Interessantes & Lehrreiches & Unterhaltsames, dem wir uns annehmen wollen … Und das Sein und erst recht die Leichtigkeit des Seins bleiben wieder einmal auf der Strecke …
Wir sind meistens im „Keine-Zeit-Modus“ und nur selten im „Meine-Zeit-Modus“. Die Zeit erscheint uns sehr real im Alltag, sie sitzt uns ständig im Nacken, und der häufige Zeit-Mangel beeinträchtigt doch spürbar das Leben von so vielen Menschen.
Zeit & Zahlen grenzen viele von uns unwahrscheinlich ein.
Dabei wissen wir spätestens seit Einstein, dass Zeit nur eine Illusion ist.
Wir brauchen die Zeit als notwendiges Konstrukt für unser tägliches Leben, für die Organisation unseres Alltags, für das Zusammenleben in der Gesellschaft. Wir brauchen die Zeit auch als notwendiges Konstrukt für unser Denken, denn unser Hirn muss zwingend Vergangenheit & Zukunft miteinbeziehen – wir denken ja in Zeit-Abfolgen, in Prozessen, in Geschichten.
Vereinfacht ausgedrückt „verkaufen“ wir unsere Zeit für Geld – und für Geld „kaufen“ wir wieder Zeit. Und haben ständig das Gefühl, zu wenig Zeit zu haben. Auch wenn das natürlich nicht stimmt. Auch wenn wir nicht zu wenig Zeit haben, sondern zu viel vergeuden. Hätten wir mehr Zeit, würden wir einfach noch mehr reinstopfen in unsere Tage, noch mehr Aufgaben übernehmen, noch mehr vermeintlich Wichtigem & Interessantem hinterher rennen. Wir brauchen wohl eher mehr Weisheit, das Richtige zu tun und das Unwichtige wegzulassen. Letztlich scheint es eine Frage der Persönlichkeit bzw. der Erkenntnis zu sein, wie viel Zeit wir haben.
Eine weitere Illusion ist unser Selbstbild, unsere Identität.
Eine gewisse Selbst-Inszenierung ist natürlich Teil des menschlichen Lebens. Schon morgens vor dem Spiegel oder bei der Auswahl von Kleidung & Schmuck setzen wir bewusste Signale. Aber heute ist das halbe Leben zur Bühne geworden, zur Ausstellungs-Plattform, zum Präsentier-Teller. Der Kampf um Aufmerksamkeit ist allgegenwärtig. Bereits den jungen Leuten wird pausenlos eingetrichtert, du kannst alles aus dir machen, wenn du nur willst. Wenn du nur fest genug an dich und dein Talent glaubst und alles dafür tust, deinen Traum zu verwirklichen. Wenn du dich nur richtig gut „verkaufst“. Was ist deine Besonderheit, was hebt dich ab von anderen, was zeichnet dich aus? Wie erzählst du deine Geschichte so, dass sie fasziniert? Wie beurteilen dich andere, und wie kannst du darauf einwirken? Und wer kann dir helfen, deine Ziele am besten & schnellsten zu verwirklichen?
Der Wunsch, kein Massen-Mensch zu sein, definiert den heutigen Massen-Menschen.
Die Pflege des eigenen Images, die Arbeit an der „Marke Ich“ wird immer mehr als intelligentes, ja fast überlebenswichtiges Verhalten betrachtet. Personal Branding heisst das auf Neu-Deutsch, Marken-Bildung beim Menschen. „Brand you!“ schallt es uns permanent entgegen, sage & zeige, wer du bist. Mach deutlich, was dich als Person & Brand/Marke von den anderen abhebt. Als Angestellter im Supermarkt, als Mitarbeiter in einem Finanzdienstleistungs-Unternehmen, als Kreativ-Kopf einer Werbe-Agentur, als Arzt in der grossen Klinik, als Selbständiger im Jung-Unternehmen, als Protagonist auf irgendeiner Medien-Bühne oder was auch immer. So erkennen wir denn auch künstlich geschönte Fotos von uns selber besser & schneller als normale Bilder!
Das Leben wird oft weniger gelebt als vielmehr „dargestellt“ – wie ein Schauspieler eine Rolle verkörpert. Viele Menschen sind Schauspieler im eigenen Leben geworden …
Ich hatte/habe das Glück, dass mich mein Selbstbild kaum gestresst hat im Leben. Ich habe schon immer sehr viel gelesen & nachgeforscht und daher im Kopf, im Gedanken viele Leben gelebt, viele Identitäten durchgemacht – da spielte meine eigene keine so grosse Rolle. Heute war ich dies und morgen das und oftmals vieles gleichzeitig – wie wir ja auch im „richtigen“ Leben nicht nur eine Identität haben, sondern viele verschiedene. So haben wir etwa eine nationale Identität, eine kulturelle, eine familiäre, eine private, „geheime“ Identitäten in unseren Gedanken, berufliche Identitäten, eine religiöse oder spirituelle oder atheistische Identität, vielleicht eine politische und so weiter und so fort. Und alle diese Identitäten sind nicht beständig, sondern fliessend & veränderlich, so ähnlich wie Quecksilber. Wir Menschen sind ohnehin „multiple Persönlichkeiten“, tragen alle Eigenschaften in uns, ob uns das gefällt oder nicht. Es ist ein bisschen so, als hätten wir viele verschiedene „Fenster“ offen – und jenes, das wir als dominantes bzw. reales betrachten, erscheint uns längst nicht immer als das beste.
Vor diesem Hintergrund ist es sehr tröstlich, dass all diese „Fenster“, all diese Identitäten, an denen die Menschen viel zu oft mit grosser Inbrunst feilen & polieren, nur Illusion sind. Dass wir den grossen Polier-Lappen für unser Selbstbild und unser Image auch mal stecken lassen können. Wir polieren ohnehin viel zu stark an unserem Selbstbild herum, bis es nur noch glänzt (auf die eine oder andere Weise), und man gar nicht mehr richtig erkennen kann, was für eine Münze darunter steckt.
Dass das alles nur Illusion ist – nicht greifbar, nicht wirklich relevant – hat doch etwas ungemein Tröstliches & Befreiendes.
Most people say no – but, on the brighter side, you only need a few yes's to make a life.
Glücklicherweise war es mir schon immer recht egal, was andere von mir dachten oder nicht dachten. Oder vielleicht denken könnten. So what. Es hat mich schon als Kind nicht besonders gekratzt. „Achte immer darauf, was die Nachbarn von dir denken, was die Mitmenschen von dir denken, was die Gesellschaft von dir denkt“, trichterte mir meine Mutter in bester Absicht bereits als kleines Kind ein. So ein Unsinn, dachte ich schon damals. Ich schaute mir die Umgebung genauer an und sah, wie viele Menschen nach aussen hin ein Leuchtturm sein woll(t)en und doch selber ein Schiff in Not waren/sind. So konnte ich mit Identität & Image schon früh ziemlich entspannt umgehen.
Ich wünschte, ich könnte das gleiche von der Zeit behaupten. Ich wünschte, ich hätte frühzeitig einen gelassenen Umgang mit der Zeit auf die Reihe gekriegt. Aber die Zeit rannte – bildlich gesprochen – immer voraus, ich immer atemlos hinterher, so lange ich denken kann. Immer zu wenig geschlafen, immer viel zu viel Interessantes gesehen, immer unter Zeitdruck gefühlt, nie eine Uhr getragen, weil es so frustig war/ist mitanzusehen, wie schnell die Zeit vergeht. 1‘000 x versucht, Frieden zu schliessen im übertragenen Sinne, endlich in den „Meine-Zeit-Modus“ zu gelangen …
Eine weitere Illusion sind unsere ständigen bewussten & unbewussten Bewertungen.
Wir Menschen sind ja laufend am bewerten, meist automatisch & unbewusst. Wir sehen etwas und denken gleich: schön, hässlich, gut, schlecht etc. Ein Mensch geht vorüber, aha, gute Frisur, schöner Pullover, zu bunte Schuhe, ein bisschen zu klein geraten und das falsche SmartPhone in der Hand. Und dieses Auto, wie kann man bloss, schreckliches Modell, fürchterliche Farbe, viel zu hoher Treibstoff-Verbrauch. Und da, dieses Haus, schöne Architektur, grosser Garten, harmonische Proportionen – aber diese kleinkarierte, spiessige Garten-Deko, welche gelangweilte Hausfrau wollte sich wohl da wieder verwirklichen?
Und so geht das ständig, unser automatisches Kopf-Kino – selten betrachten wir etwas ganz ohne Einschätzung, ohne Wertung, völlig urteils-frei. Unsere Bewertungen erfolgen ganz unbewusst, es passiert einfach, positiv, negativ, sympathisch, unsympathisch, heiss, kalt, weiss, schwarz, ja, nein.
Und so finden wir uns viel zu oft gefangen in einer Art „Denk-Käfig“ zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen Positiv und Negativ, hin und her, vor und zurück …
Genauso verhält es sich auch mit dem positiven Denken – nicht per se eine schlechte Sache, aber letztlich ein Gefängnis, wenn es zwanghaft und dogmatisch wird. Wie jedes Dogma und jede Ideologie letztlich eine überflüssige Einschränkung darstellt.
Versuche nur noch positiv zu denken und visualisiere täglich deine Ziele, hören wir von der einen Seite. Ernähre dich vegetarisch, trink keinen Alkohol oder Kaffee und verzichte auf Soft & Energy Drinks, schallt es aus einer anderen Richtung entgegen. Oder rauche keine Zigaretten, mach täglich Sport, fahr kein Auto mit hohem Treibstoff-Verbrauch, schau dir keinen Schrott im Fernsehen an und so weiter und so fort. Alles Richtungen, die man einschlagen kann. Aber man sollte sie niemals zum Dogma erheben. Hilft langfristig niemandem, auch wenn es noch so gut gemeint ist. Ratschläge können immer auch Schläge sein – besonders dann, wenn sie zur Ideologie erhoben werden.
Gut gemeint ist bekanntlich oft das Gegenteil von gut gemacht.
Erst einmal ist alles da draussen gleichwertig. Wir sind es, die den Dingen eine Bedeutung geben, eine Wertigkeit. Oder eben nicht. Wir sind es, die be- & verurteilen.
Natürlich sind wir anders aufgewachsen. Den meisten von uns wurde unaufhörlich eingetrichtert, was gut und schlecht ist, was wir machen müssen und was auf keinen Fall. Und welche schlechten Beispiele wir uns immer vor Augen führen sollen – als Warnung & Abschreckung. Alle wussten sie immer ganz genau, wo es langgeht, was gut & schlecht, was richtig & falsch ist: unsere Eltern, das „Monster“ Familie, das beisst und umarmt, unsere Lehrer, unsere Freunde & Bekannten, unsere Liebschaften & Partner, die religiösen & politischen Instanzen und so weiter. Und sie haben es zumeist in bester Absicht getan, man kann ihnen nicht wirklich einen Vorwurf machen. Aber das alles prägt natürlich bis heute, dieses ständige Bewerten ist tief in uns verankert und nur schwer zu überwinden.
Trotzdem sollten wir möglichst ablassen von diesen automatischen Bewertungen, Abstand nehmen vom ständigen Beurteilen & Verurteilen. Wir sollten weniger richten und mehr aufrichten …
Jeder Jeck is anders, nicht nur im Karneval – und das ist auch gut so …
Ein weiterer „Volkssport“ ist unsere ständige Suche – nach dem nächsten Kick, nach Sinn & Erfüllung, nach ein bisschen Glück, nach Liebe …
Viele von uns sind ständig irgendwie auf der Suche – und nicht wenige verlieren sich in einer Endlos-Schlaufe der Selbstfindung. Manche suchen Rat bei spirituellen Büchern & Meistern & Heilern, andere brechen auf nach Osten oder Westen, in asiatische Klöster und Retreats, zu Meditations-Seminaren oder Ayurveda-Kuren, auf Pilger-Reisen wie beispielsweise den berühmten Jakobsweg. Sie sind dann mal weg und hoffen unterwegs auf ein bisschen Runterschalten vom stressigen Alltag, ein bisschen Einsicht & Erkenntnis, Mut & Zuversicht, ein kleines Stück vom Glück …
„All the money in the world is spent on feeling good“, sagt Musiker Ry Cooder so schön & treffend.
Kann man alles machen, keine Frage – man kann aber genauso gut auch sitzen bleiben. Ganz einfach sitzen bleiben, wo man gerade ist und realisieren, dass alles schon da ist, was man sucht. Sitzenbleiben und sich sozusagen in die Präsenz reinfallen lassen und erkennen, dass man die Suche auch ganz getrost sein lassen kann. Dass so oder so alles schon hier ist, was man so mühsam & hartnäckig sucht. In uns & um uns herum.
„Was vor uns liegt, was hinter uns liegt, ist nichts verglichen mit dem, was in uns liegt“, erkannte schon Ralph Waldo Emerson im 19. Jahrhundert.
Auf spirituellem Gebiet haben sich (leider) ganz ähnliche Tendenzen herausgebildet wie in der „materiellen“ Welt. Gerne wird bedeutungsschwer von einem „spirituellen Weg“ gesprochen, dessen Erkenntnisse & Erleuchtungen umso wertvoller sind, je länger, weiter und beschwerlicher dieser Weg gewesen ist. Kunststück, wird uns doch schon als Kind eingetrichtert, wenn du eine wertvolle Fähigkeit erlangen willst, musst du lange und hart dafür arbeiten bzw. üben, musst du viele Anstrengungen & Entbehrungen auf dich nehmen, von nichts kommt schliesslich nichts. Und das sehen wir noch heute für ganz viele Bereiche des Lebens so – nicht zuletzt auch für den spirituellen. Wer sich schon lange auf dem spirituellen Weg befindet, sich in ganz viel altem Wissen gewälzt hat, vielleicht eine Menge einschlägige Kurse & Seminare besucht hat, mit grosser Disziplin regelmässige Übungen & Rituale absolviert und generell so einiges auf sich genommen hat, verfügt ergo auch über mehr spirituelle Weisheit & Erkenntnis. Leider ein Trugschluss …
Auch ein langer spiritueller Weg, an dessen Ende als Belohnung Weisheit & Erkenntnis stehen, ist letztlich eine Illusion.
Man kann sich ganz einfach reinfallen lassen in die Präsenz – jetzt, sofort …
Hier eine kleine musikalische Annäherung:
I Am Kloot – "The same deep water as me":
http://www.youtube.com/watch?feature=player_detailpage&v=eZ_qdAwOkEU
Das ständige Hetzen ins Nirgendwo bietet dem modernen Menschen einfach keinen Sinn. Unser Alltag wird immer mehr auf Effizienz, Verdichtung und Optimierung getrimmt. Come in & burn out, lautet so oft die Devise. Dazu kommen noch unsere Gedanken, die sich ständig in Vergangenheit & Zukunft verzahnen und uns zusätzlich stressen.
Stress & Angst machen so vielen Menschen unnötig das Leben schwer – und viel davon hat zu tun mit den erwähnten Illusionen Zeit, Selbstbild und Bewertungen. Hinter Stress steckt oftmals einfach Angst, wenn man etwas genauer hinschaut. Angst, nicht gut genug zu sein, eigenen & fremden Ansprüchen nicht zu genügen. Angst vor Verlust, vor der Zukunft, vor Krankheit und allem möglichen.
Welcher Mann kommt schon gerne nach Hause und sagt, ich habe heute viel Angst gehabt – da sagt man doch lieber, ich habe viel Stress gehabt (wie Dr. Mann so treffend feststellt …).
Aber ein Leben in Angst ist nur ein halbes Leben. Versuchen Sie generell, möglichst angstfrei zu leben.
Der Schweizer Schriftsteller & Kolumnist Martin Suter hat es vielleicht am schönsten gesagt: „Ich will am Ende des Lebens nicht sagen müssen: Jetzt noch einmal alles ohne Angst."
Angst kann sich natürlich auch körperlich manifestieren – mehr als uns lieb ist.
Ich habe schon an anderer Stelle erwähnt, dass Schmerz ein Ventil braucht. Frisst man den Schmerz in sich hinein (Unterdrückung, Schön-Denken, Schön-Reden etc.), entsteht – vereinfacht ausgedrückt – Ärger & Frustration. In eine andere Richtung gelenkt, können unter Umständen Schuld-Gefühle aufkommen. Und auf die Zukunft bezogen kann sich Angst breit machen. Verschiedene interessante Untersuchungen belegen einen gewissen Zusammenhang zwischen bestimmten Gefühlen und bestimmten Krankheiten. Ärger (v.a. chronischer, nicht verarbeiteter) etwa steht in einem gewissen Zusammenhang mit entzündlichen Krankheiten (Magen-Geschwür etc.) – und Schuld- und Angst-Gefühle offenbar mit Krebs. Da spielen natürlich auch noch andere Faktoren mit rein, aber gewisse begünstigende Wechselwirkungen & Zusammenhänge lassen sich schwer bestreiten.
Das gleiche gilt auch für viele andere Krankheiten … dass da gewisse Wechselwirkungen & Zusammenhänge bestehen zwischen unseren Gedanken & Gefühlen und entsprechenden Auswirkungen auf körperlicher Ebene …
Daher macht es wohl Sinn, Krankheit als eine Art Signal zu betrachten.
Ein Signal dafür, dass wir uns zu weit entfernt haben von uns selbst, von unserer Mitte, von einem präsenten & natürlichen Leben.
Wenn wir das erkennen und uns wieder mehr in Richtung Präsenz & Mitte bewegen, ist wohl schon ein grosses Stück Heilung geschehen. Zu welcher Art der Behandlung wir uns dann entschliessen, ist unsere ganz individuelle Entscheidung. Die einen glauben eher an „Energien“, die anderen mehr an „Experten“, um es mal salopp zu formulieren. Und wer sind wir, um das zu bewerten oder zu kritisieren … Das, woran wir glauben bzw. jene Methode, der wir (am ehesten) vertrauen, hilft wohl am besten. Wie so oft im Leben …
Und lachen Sie mal wieder! Denn Lachen hat einen erwiesenermassen günstigen Effekt auf unseren Körper. Wir tun es nur viel zu selten: Kinder lachen durchschnittlich 400 x am Tag, Erwachsene nur noch etwa 15 x.
Was können wir tun, um nicht (mehr) an der Vergangenheit zu leiden und keine Angst vor der Zukunft zu haben?
Ich antworte darauf gerne mit alten amerikanischen Sprichworten – ich könnte es selber nicht besser ausdrücken:
„Give up the hope that the past could have been any different.“
Denk nicht mehr darüber nach, dass die Vergangenheit anders hätte aussehen können. Vergiss es einfach – sie war, wie sie war.
„Give up the need to know what happens tomorrow.“
Und lass das Morgen vertrauensvoll auf dich zukommen. Es kommt ohnehin, wie es kommt.
"No judgments, no expectations."
Keine Urteile, keine Erwartungen.
„Good things fall apart, so better things can fall together.“
Dr. Mann empfiehlt als Einstieg in ein präsenteres, entspannteres, zufriedeneres Leben eine einfache Übung für jedermann: Die eigenen Gedanken beobachten.
Nein, wir sind nicht unsere Gedanken. Eine alte, tröstliche, befreiende Erkenntnis. Wir sind nicht Gefangene unserer oftmals nervigen, quälenden, immer wieder um die gleichen Personen, Themen & Probleme kreisenden Gedanken. Wir können zwar viel bewegen & bewirken mit unseren Gedanken, aber wir sind nicht unsere Gedanken. Daher können wir unsere Gedanken auch ganz gelassen und ohne Bewertung von aussen betrachten.
Setzen Sie sich dazu bequem hin und stellen Sie den Wecker eine Stunde später. Ja, richtig, dann gibt es halt ein bisschen weniger Fernsehen für ein paar Tage! Von den gut 3 ½ Stunden durchschnittlichem täglichem Fernseh-Schauen hierzulande können wir getrost mal ein Stündchen abschneiden, da werden wir nicht viel verpassen. Also bequem hinsitzen und beispielsweise an eine leere Wand schauen. Anfangs ist es einfacher, die Augen zu schliessen. Und dann wie ein unbeteiligter Beobachter beginnen, die eigenen Gedanken zu betrachten. Absichtslos betrachten, wie durch einen Scheibenwischer hindurch, ohne irgendwelche inhaltliche Beurteilung. Hier kommt ein Gedanke rein, da ein anderer, dort zieht ein weiterer Gedanke vorbei … Einfach vorüberziehen lassen, wie Wolken, die vorbeiziehen, wie der Wind, der vorüberweht … Nichts bewerten, nichts festhalten, nichts verurteilen. Einfach nur betrachten und ziehen lassen …
Ich selber mache das schon seit längerem, allerdings eher im Gehen/Spazieren (und leider viel kürzer), und da funktioniert es nicht so gut wie im Sitzen. Also absitzen und mal für 10 Tage ausprobieren! Probieren geht bekanntlich über Studieren … (Sie merken, ich schreibe das alles nicht zuletzt für mich selber!)
Vielleicht kommt auf diese Weise ein bisschen mehr Ruhe & Gelassenheit in Ihr Leben …
Vielleicht können Sie ein bisschen „Frieden schliessen“ mit der Zeit …
Vielleicht kommt auch ein leises Gefühl von Freude hoch … von Präsenz & Wohlbefinden …
Und vielleicht empfinden Sie wieder einmal so etwas wie Dankbarkeit …
Autor & TV-Produzent Julius Sharpe meinte kürzlich so schön: "Just write any numbers in the Sudoku Boxes. It doesn't matter.“ Du kannst irgendwelche Zahlen in die Sudoku-Kästchen schreiben – es ist egal welche!
Meditation ist letztlich nichts anderes als Präsenz, ein ganz natürlicher Zustand.
Auch wenn uns das heutzutage – wie so vieles – gerne als etwas ganz Besonderes, als langer, steiniger Weg zu höheren spirituellen Weihen verkauft wird. Es ist aber nichts anderes als ein Abtauchen in die Präsenz, ein Entkoppeln von Vergangenheit & Zukunft, ein Entkoppeln vom ständigen Denk-Prozess – und das fällt nicht jedem auf Anhieb leicht. Aber es ist kein Weg oder Prozess, jeder kann in jedem Moment – im übertragenen Sinne – die „Reset“-Taste drücken, und manche Menschen empfinden es als wohltuenden Waffen-Stillstand mit sich selber. Wohltuend im Sinne von nicht mehr denken müssen, nicht mehr fühlen müssen, raus aus der Zeit und allen anderen Illusionen und nur noch sein. Gedanken & Emotionen endlich zur Ruhe kommen lassen. Einfach nur noch sein.
Und die „unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ ist plötzlich nur noch „Leichtigkeit des Seins“ und wunderbar erträglich …
Jeder Tag ist ein Geschenk, man nennt es Gegenwart – im Englischen ein kleines Wortspiel:
„Every day is a gift – that's why they call it the present.“
Nehmen wir es an.