Wenn Lancelot Brown im 18. Jahrhundert die ausschweifenden Ländereien seiner Auftraggeber überblickte, sprach er am liebsten von all den «Capabilities», den Möglichkeiten, die er sah, die Parks & Weiden eindrücklich zu verschönern. Der grosse britische Landschafts-Architekt wurde daher als Capability Brown bekannt.
Beginnen wir mit einem kurzen Blick auf die Entwicklung der Garten-Kunst während der letzten Jahrhunderte, bevor wir uns den eigenen Gärten & Terrassen zuwenden.
Im 17. Jahrhundert dominierten in den gehobenen europäischen Gärten gerade Linien, rechteckige Formen, akkurat gestutzte Hecken & Beete, perfekte Rasen-Flächen, sorgfältig arrangierte Kunstwerke, dazwischen auch mal ein Labyrinth – all das, was die Natur nicht einfach so hergab, sondern was mit viel Arbeit & Aufwand gebaut, geformt und unterhalten werden musste. Diese formalen Gärten stellten zur Schau, dass man Herr über die Natur war – und sich den enormen diesbezüglichen Aufwand leisten konnte.
Im 18. Jahrhundert entstanden die klassischen englischen Landschaftsgärten, die mit «natürlicher» Schönheit, Offenheit, Weite und geschickt platzierten Blickfängen verzauberten. Capability Brown etwa schuf riesige Landschafts-Gemälde, die ganz natürlich aussahen, aber das Resultat enormer Aufwendungen und technischer Meisterleistungen waren. Bäume wurden gefällt, umgepflanzt und neu gesetzt. Künstliche Seen wurden angelegt, die wie Flüsse aussahen, malerische Brücken in die Landschaft gestellt, überhaupt die gesamte Topografie optimiert. Brown liess auch sogenannte «Ha-Has» anlegen, von weitem unsichtbare Gräben, die das kostbare Vieh in Schach hielten. Sie ersetzten Zäune, die vorher den Blick übers Land beeinträchtigt hatten.
Im 19. Jahrhundert kamen Farbe & Exotik ins Spiel, man zog in die Welt hinaus und brachte exotische Pflanzen aus aller Herren Länder mit nach Hause, die dann in den heimischen Gärten wie Trophäen ausgestellt wurden. Erfindungen wie der «Ward’sche Kasten», ein einfaches portables Mini-Gewächshaus, erleichterten diese Expeditionen ungemein. Für die vielen exotischen Pflanzen brauchte es jetzt Gewächshäuser, und sie wurden immer grösser & ausgefeilter. Die ständig steigende Pflanzen-Vielfalt brachte Farbe in die Gärten. Wo früher grün dominierte, liessen sich nun bunte Teppich-Beete anlegen. Garten-Zeitschriften kamen auf, und erstmals wurden im grösseren Stil Park-Anlagen zur Erholung für Arbeiter bzw. für die Allgemeinheit angelegt.
Im 20. Jahrhundert erfolgte dann sozusagen die «Demokratisierung» der Pflanzen & Gärten. Insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Pflanzen für (fast) jedermann erschwinglich, und immer mehr Menschen legten sich einen Garten oder einen kleinen Schrebergarten zu. Gärtnereien, Baumschulen, Garten-Center und später auch Baumärkte offerierten eine immer grössere Vielzahl an Pflanzen für alle möglichen Bedürfnisse & Vorlieben. Nach dem Krieg hielten motorisierte Garten-Geräte Einzug, und laufende technische Verbesserungen erleichterten so manches in Haus & Garten. Und die Liebe zum Grünzeug ist ungebrochen – man braucht sich nur umzuschauen!
Und da stehen wir also heute im Baumarkt, in der Gärtnerei, im Garten-Center und blicken unsererseits auf eine Vielzahl von «Capabilities» …